Gau Chutizi

Der Gau Chutizi (andere Schreibweisen: Chuntizi, Gudici) war ein mittelalterliches Herrschaftsgebiet östlich der Mark Merseburg mit slawischer Besiedelung. Das Gebiet liegt im heutigen Nordostsachsen (Leipzig, Nordsachsen) und in Teilen Mittelsachsens. Im Osten grenzte das Gau Daleminzi.

Der genaue Grenzverlauf ist auch heute unbekannt, lässt sich jedoch grob – örtlich auch sehr präzise je nach Quellenlage – rekonstruieren. Ausgehend von der aktuellen Quellenlage grenzt das Gebiet im Westen an Merseburg. Im Norden beinhaltet es Schkeuditz, Leipzig (Lipzck) und Eilenburg, aber nicht Wurzen (Vurcin). Im Osten ist die Quellenlage präziser. Hier dürfte die Grenze entlang des Wermsdorfer Waldes, der Mutzschener Wasser und runter bis zur Freiberger Mulde (Multha) verlaufen. Dabei befand sich Leisnig explizit noch innerhalb des Gebietes, einschließlich der Wallanlage Polkenberg. Der Verlauf knickt dann in Richtung Zwickauer Mulde ab, die östlichen Muldegebiete liegen aber stets noch innerhalb des Gau. Besonders zu erwähnen ist Rochlitz (Rocholenza) mit seinen zahlreichen, umgebenden Slawenburgen entlang der Mulde. Die südliche Grenze dürfte etwa bei Burgstädt und Penig verlaufen. In Richtung Südwesten verläuft das Gebiet erstaunlicherweise fast exakt entlang der heutigen Landesgrenzen zw. Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Auf Höhe Weißenfels gibt es eine Ausbuchtung nach Westen bis zur Saale (Sala), bis die Grenze schließlich wieder bei Merseburg mündet.

Den von mir anhand von Karten und Quellen rekonstruierten Verlauf habe ich auch auf der historischen Karte Mittelsachsen visualisiert. Sofern ich neue Quellen finde oder sich alte Quellen als Irrtümer herausstellen, passe ich diese Darstellung an. Ich weise explizit darauf hin, dass die Quellenlage dürftig ist und hier und da auch Irrtümer oder gar Fälschungen in der Geschichtsschreibung auftraten. Einige Sachverhalte sind strittig und bis heute durch Experten nicht exakt zu klären gewesen. Der Grenzverlauf ist also immer mit diesem Umstand im Hinterkopf zu betrachten und kann sich in Zukunft noch verändern. Auch stehen mir aktuell nicht alle Quellen zur Verfügung – dies wird sich im Laufe meiner eigenen Forschungen entsprechend weiterentwickeln.

Quellenlage & Systematik

Den ersten, groben Grenzverlauf habe ich anhand des Abdruckes aus dem Allgemeinen historischen Handatlas zum Heiligen Römischen Reich von 1886 entnommen. Die Karte ist allerdings stark verzerrt und nicht exakt genug, sodass ich mittels Überlagerungstechnik eine Anpassung auf eine moderne Karte vorgenommen habe. Dennoch war es nicht möglich, alle Orte exakt über die heutigen Orte zu legen – bei einigen kamen mir sogar Zweifel auf, ob der damalige Autor sich nicht um viele Kilometer vertan haben muss. Vielmehr stellte ich jedoch fest, dass die Flussverläufe erstaunlich gut erfasst wurden und sich besser eignen.

Zum Thema Ostgrenze des Gau Chutizi fand ich Quellen, die exakte Ortsbeschreibungen beinhalten. So war es möglich, das Gebiet zwischen Leisnig und Mutzschen relativ exakt einzuzeichnen. Im Bereich Mutzschen ist beispielsweise bekannt, dass das Dorf Göttwitz im Gau Chutizi lag, während sich das nur wenige Kilometer entfernte Dorf Glossen bei Mügeln schon im Gau Daleminzi befand. Ob die Grenze dann tatsächlich entlang von kleinen Flussläufen, Bächen oder sonstigen Geländemerkmalen verlief oder es sich eher um eine weiche, von Siedlungen durchzogene Grenzzone handelte, bleibt der Fantasie überlassen.

Überall dort, wo die Grenze auf Flussläufe trifft bzw. an diesen entlang, habe ich auch den Flussverlauf als Grenzmarkierung hergenommen. Abgesehen von kleineren Abweichungen, die durch das starke Mäandrieren der Flüsse oder nach Hochwasserkatastrophen entstehen, dürften das auch die damals natürlich existierenden Grenzen gewesen sein.

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